Die Corona Krise nutzen und neue Wege bei der Sicherheitskontrolle gehen. Das Verbot von Flüssigkeiten ist nicht mehr zeitgemäß, was wir dank der “Il pesto è buono” (“Pesto ist gut”) Aktion wissen. 

Seit 2006 gilt das Flüssigkeitsverbot und sollte in den letzten 14 Jahren schon mehrmals gelockert werden. Das Verbot wurde allerdings nie gekippt, da die nötigen Geräte nicht angeschafft wurden.  

Aber warum gibt es dieses Verbot? Im Sommer 2006 wurde ein Anschlag mit Flüssigsprengstoff vereitelt oder zumindest wurde ein „Liquid Bomb Plot“ (Flüssige Bombe) aufgedeckt. Der Plan sah vor, flüssige Zutaten für eine improvisierte Bombe an Bord zu bringen. Der Hauptbestandteil war Wasserstoffperoxid und sollte in Flaschen an Bord gebracht werden. Die Flaschen sollten als Erfrischungsgetränke getarnt und so durch die Sicherheitskontrolle geschmuggelt werden. Die Täter wurden später wegen Verschwörung zum Mord inhaftiert, obwohl es immer noch Debatten darüber gibt, wie weit die Verschwörung tatsächlich fortgeschritten war.  

Zur Frustration vieler Fluggäste wurde die Regelung im 6. Dezember 2006 eingeführt. Somit dürfen nun aus Sicherheitsgründen nur noch begrenzte Mengen Flüssigkeiten an Bord von Flugzeugen mitgeführt werden. 

Im Handgepäck dürfen maximal 100 Milliliter pro Flasche mitgeführt werden und insgesamt maximal ein Liter. Die Flüssigkeiten müssen in einem durchsichtigen und verschließbaren Beutel mitgeführt werden. In vielen Ländern dieser Welt gilt diese Regelung.  

Diese Regelungen gelten auch für Sprays, Gele oder in der Konsistenz ähnlich. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie z. B. die im Duty-Free gekauften Flaschen etc. können in versiegelten Klarsichttüten („STEB“ security tamper-evident bag), Spezialessen für z. B. Diabetiker, Babynahrung (Muttermilch), flüssige Medikamente, aber auch bis zu 500g lokal hergestelltes Pesto dürfen am Flughafen Genua mit an Bord. 

Das Sicherheitspersonal in Genua hatte es wohl satt, dass perfektes Essen weggeworfen wird. Deshalb wurde im Juni das Programm “Il pesto è buono” (“Pesto ist gut”) ins Leben gerufen und nun kann man gegen einen “Spende“ von 50 Cent bis zu 500g lokal hergestelltes Pesto im Handgepäck exportiert werden. Das Geld kommt schwerkranken Kindern zu Gute. Das ist aber auch das Einzige, was an dieser Regelung positiv ist.  

Alleine die Sonderregelung zeigt doch wie willkürlich diese Maßnahme ist. Wie ist man auf 100 ml gekommen? Vor allem was verhindert man damit? Ist es ein geheimer Plan der Flughafen Betreiber die Verkaufszahlen im Duty-Free anzukurbeln? Wann wird es wieder so sein, wie vor dem Sommer 2006?  

Es wird Zeit die Regelung zu den Flüssigkeiten abzuschaffen und durch neue Technologie obsolet zu machen. Die nicht so ganz neue Computertomographie (CT) gibt es ja schon seit Anfang der 1970er Jahre und wurde immer weiterentwickelt. Damit lassen sich verbotene Gegenstände wie Waffen, Sprengstoff und andere verbotene Gegenstände schneller erkennen. Die dreidimensionale Darstellung, bzw. Schnittbilder beschleunigen auch den Vorgang, da Computer, aber auch Flüssigkeiten, nicht mehr aus der Tasche genommen werden müssten.  

Schon im Jahr 2011 hat Brian Simpson, der sozialdemokratische Vorsitzende des Transportausschusses im EU-Parlament (23.01.2012 bis 30.06.2014), die Flüssigkeitsregelung für einen Fehler gehalten. „Das hat nichts mit Sicherheit zu tun, hier geht es nur um Kosten“, kritisiert Simpson. Europas wichtigste Flughäfen seien ganz einfach nicht bereit gewesen, in die notwendige Technik zu investieren. „Die haben die Sicherheitsbedenken nur als Ausrede verwendet.“ 

Aber auch wenn man nach Israel schaut, dann wird man feststellen, dass es in einem Hochrisikoland auch keine Limitierung der Flüssigkeiten gibt. Dort setzt man auf die Körpersprache der Reisenden. Denn jemand der sich umbringen will, ist verhält sich anders und dieses können Profiling Spezialisten an Hand von Echtzeit Videoauswertung sicher bewerten. In Deutschland soll die Kontrolle nur eine Minute bis eine Minute zwanzig dauern. 

Egal ob mit Technik oder Profiling, diese Regelung gehört, zum Segen aller, auf den Haufen der obsolet geworden Bestimmungen. Es bringt uns nur eine scheinbare Sicherheit, aber keinen realen Nutzen. Wenn die Gefahr von Flüssigkeiten wirklich so groß ist, dann sollte man diese ganz verbieten. Was hindert es 5 oder mehr „Bekloppte“ sich zusammen zu tun und literweise in 100ml Stückelungen die benötigte Menge in den Sicherheitsbereich zu bringen? Die Schlangen an der Security, die Müllberge von abgenommen Flüssigkeiten und die geschonten Nerven der Mitarbeiter der Flughafen Security und der Reisenden werden es danken. Jetzt ist die Zeit, um neue Lösungen auszuprobieren, denn der nächste Ansturm auf die Flugzeuge kommt hoffentlich schneller zurück, als wir befürchten und die Minute zur Kontrolle kann nach Corona sinnvoller genutzt werden.  

Vereinigung Passagier e. V. 

Die Vereinigung Passagier wurde 2017 in Berlin als gemeinsame Interessenvertretung der Vielreisenden gegründet. Die Mitglieder des Verbandes sind Vielreisende oder unterstützende Firmen. Mobilität ist eine der wichtigsten Säulen der heutigen mobilen Gesellschaft. Nicht nur in Zeiten von Streiks und anderer Ursachen wird uns immer wieder bewusst, in welchem Spannungsverhältnis man sich als Passagier zwischen Verkehrsunternehmen, politischen Rahmenbedingungen, Sicherheitspolitik, Umwelteinflüssen und sonstigen Faktoren befindet und wie machtlos man sich bei Unregelmäßigkeiten bisweilen fühlen kann. 

Der Verband ist eine unabhängige Interessenvertretung für Reisende und vertritt die Interessen der Passagiere gegenüber Verkehrsunternehmen, Verwaltungen und der Politik. Unser Anspruch ist es, eine zukunftsfähige Verkehrspolitik zu entwickeln und mitzugestalten, Ansprechpartner für Verkehrsunternehmen und Reisende zu sein und uns der enormen gesellschaftlichen und volkwirtschaftlichen Relevanz des Themas Reisen anzunehmen. 

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